Am seidenen Faden – Fallschirmspringen in Neuseeland
Gegen 9 Uhr brechen wir am Lake Tekapo auf, um nach Wanaka zu fahren. Die etwa dreistündige Fahrt führt uns durch eine herrliche Landschaft: schneebedeckte Berge, blaue Seen, saftige Wiesen, und natürlich dürfen auch die obligatorischen Schafherden nicht fehlen. Zehn Kilometer vor Wanaka schaut uns im Vorbeifahren ein kleiner Flughafen an: Airport Wanaka. Als wir die Aufschrift „Skydiving“ erblicken, beschließen wir spontan, kurz abzufahren und uns Informationen zu holen. Noch einmal zum Mitschreiben: INFORMATIONEN HOLEN, lautet der Plan. Eine halbe Stunde später sitzen wir im Flugzeug.
Unserem Wunsch nach Zahlen und Fakten begegnet man mit einem Lächeln. Wir werden in ein kleines Räumchen gelotst, das wie ein Puppen-Kinosaal aussieht, in dem man uns zur Einstimmung ein kurzes Fallschirmsprung-Video vors Auge legt. Gebannt starren wir auf die Leinwand. Im Sessel klebend ernten wir spektakuläre Eindrücke, die wir in schlotternde Knie und den Drang, umgehend aufs Klo zu sausen, verwandeln. Auf die Frage der Servicekraft, ob wir es wagen wollen, sehen wir uns unentschlossen an: Während die große Anja noch zögert, präsentiere ich überraschend fröhlich meinen jugendlichen Leichtsinn: Mit „Och ja…“, „Wenn wir schon mal da sind…“ und „Das Wetter ist grad so schön…“ versuche ich sie zu motivieren und mir selbst die Angst auszureden. Ruckzuck arbeiten wir uns durch einen A4-Zettel, der uns vor die Nase serviert wird. Mit einer krakeligen Unterschrift legen wir unser Leben – ohne Garantie und jegliche rechtliche Ansprüche beim Scheitern – in die Hände der Profis und besiegeln somit den Pakt für unseren ersten Fallschirmsprung.
Die Vorbereitungen fürs Fallschirmspringen laufen
Danach stellen wir uns nicht nur in die Sonne, sondern vor allem die Frage, ob wir bekloppt sind. Das können wir mit ruhigem Gewissen verneinen, wir sind einfach mutig, spontan und gewillt, uns beiden einen lang gehegten Traum zu erfüllen. Kurze Zeit später werden wir in unsere orangefarbenen Outfits gesteckt, und jede wird ihrem sogenannten Instructor vorgestellt, mit dem wir später gemeinsam am Schirm baumeln werden. Obwohl die Sonne fröhlich lacht und uns wohlige Wärme schenkt, fühlen sich unsere Hände an, als hätten sie gerade eine Expedition in die Tiefkühltruhe hinter sich. Die Beine sind wackelig. Im Kopf brodelt eine Mischung aus Vorfreude, Nervosität und der gedanklichen Einordnung des eigenen Wahnsinns auf einer Skala von 1 bis 10.
Bitte einsteigen zum Fallschirmspringen
Zusammen mit einem asiatischen Pärchen, den Profis und einem euphorischen Kameramann steigen wir in das enge, rote Flugzeug und nehmen im hinteren Teil der Maschine, seitlich auf einem schmalen Bänkchen Platz – hinter uns parkt sich der dazugehörige Instructor.
Rückwärts in Flugrichtung heben wir ab, ein mulmiges Gefühl. Doch je höher wir steigen, desto entspannter werde ich. Die Kulisse ist einfach atemberaubend: die Berge mit ihren weißen Gipfeln, der blaue See, der türkisfarbene Fluss, der sich geschickt durch die Landschaft schlängelt, die Sonne – und dieser strahlend blaue, wolkenlose Himmel … Mit einem zufriedenen Lächeln und großer innerer Ruhe genieße ich den etwa 15-minütigen Rundflug.
Meine innere Idylle wird jäh unterbrochen, als der Instructor meinen Blick auf seinen Höhenmesser lenkt. 10.000 Fuß. Oha, wir nähern uns der Zielhöhe. Er bittet mich, auf seinem Schoß Platz zu nehmen. Etwas irritiert schaue ich ihn an, begreife aber schnell, dass dies der Moment ist, in dem er mich an sich kettet und uns mit mehreren Gurten zusammenschnürt. Auf wundersame Weise fühle ich mich plötzlich total sicher.
Wenn sich am Flugzeug die Luke öffnet …
Dann öffnet sich die Luke. In Sekundenschnelle wird das erste Springerpaar buchstäblich nach draußen gesaugt – wie eine Wollmaus in den Staubsauger. Wir schauen uns mit großen Augen an. Oh oh, jetzt wird es ernst. Zack, ist das zweite Paar draußen. Da waren’s nur noch zwei. Mein Instructor schiebt mich die Bank entlang in Richtung Luke. Erstaunlicherweise bin ich immer noch die Ruhe selbst und erfreue mich am herrlichen Ausblick. Mein Blick schweift in die Ferne und ich bin entzückt von diesem geschwungenen, türkisfarbenen Fluss. Plötzlich merke ich, dass ich schon an der Luke sitze. Naja, eigentlich sitzt der Instructor an der Luke, ich hänge, vor ihm angeschnallt, schon draußen. Ich konzentriere mich gerade akribisch darauf, diese putzige Sprunghaltung einzunehmen, die er mir erklärt hat – als er plötzlich abspringt. Aaaaah. Noch bevor ich realisiere, dass ich gerade aus einem Flugzeug gehüpft bin, formt mein Mund und jeder Millimeter meiner Stimmbänder einen abenteuerlichen Schrei.
Der freie Fall
Kopfüber purzele ich dem Erdboden entgegen. 60 Meter pro Sekunde. In einem Affenzahn sause ich durch die Luft, es ist arschkalt, und das Atmen fällt mir schwer. Oben, unten, Fluss, Berge, Himmel, See – wo bin ich? Der Wind pfeift mir durchs Gesicht. Meine Augen sind so weit aufgerissen, dass ich es damit wohl ins Guinessbuch der Rekorde schaffen könnte, während mein Orientierungssinn auf ein Minimum zusammenschrumpft. Dann wird aus dem unkontrollierten Gepurzel ein rasantes Flattern. Ich liege förmlich in der Luft. Es ist atemberaubend – im wahrsten Sinne des Wortes.
Fallschirmspringen und das Adrenalin
Als sich der Schirm öffnet, wird es ruhiger. Wir schweben. Die pralle Sonne, der strahlend blaue Himmel und diese faszinierende Natur um mich herum. Ich fühle mich unendlich frei und spüre ein einzigartiges Glücksgefühl, das auf einer Adrenalinwelle durch meinen Körper surft. Endlich ist mein Kopf einmal leer. Keine Fragen, keine An(j)alysen, keine Zweifel, keine Pläne. Ein wunderschönes Nichts.
Mit einer sanften Arschlandung setzen wir auf.
Ich bin völlig außer Atem – obwohl ich nur am Schirm hing. Das Glücksgefühl scheint sich in mir wohl zu fühlen und nistet sich von Kopf bis Fuß in mir ein. Erleichterung kommt hinzu. Und ein bisschen Stolz. Erst jetzt merke ich, wie mein Herz rast. Aber es fühlt sich gut an. Leben!
Dann schaue ich nach oben. Meine Freundin Anja kommt angeflogen. Als sie gelandet ist, stürme ich ihr entgegen. Breit grinsend fallen wir uns in die Arme. Wir haben es geschafft. Zwei Schisshasen – mutig, tapfer und kühn – haben ihre Angst überwunden und sich mit dem Fallschirmspringen in Neuseeland einen Traum erfüllt!
Dass wir den Rest des Tages total überdreht sind, kann man sich sicherlich vorstellen…
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